Teil II

Der 30jährige Krieg

Dann brach die Zeit des 30jährigen Krieges an ( 1618 – 1648 ), alle Staaten bekämpften sich. Und so wurde die Stadt Bocholt von den Verbündeten der Schweden, den Hessen besetzt. Ihre Reiterstaffeln machten die Umgebung unsicher und so wurden auch immer wieder Klagen aus Brünen und Dingden bekannt.

In den Wirren und Gräueln des 30-jährigen Krieges verkümmerten durch die einsetzende Verarmung und Verödung der Städte und Gemeinden die alten Rechte und Privilegien der Schützengesellschaften immer mehr. Häufig gab es nicht einmal mehr genug wehrfähige Männer für den Wachdienst auf den Mauern und an den Toren, geschweige denn für die Verteidigung des Gemeinwesens gegen einen anstürmenden Feind. Nicht einmal die um 1635 wieder durch Deutschland schwappende Pestwelle konnte den alten Bruderschaftsgedanken neu beflügeln.

Der Friedensschluss zu Münster und Osnabrück im Jahre 1648 brachte zwar ein Ende der Kriegshandlungen und nach einigen Jahren auch den Abzug der hessischen Truppen, machte aber die Einrichtung der Schützengesellschaften nicht überflüssig, da noch lange Zeit entlassenes Kriegsvolk räubernd umherzog.

Der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm verpfändete Brünen 1642 an den Reichsfreiherrn Alexander II. von Veelen zu Raesfeld bis Ende des 17. Jahrhunderts. Auch das ist ein Grund , dass die Entwicklungen der Schützentraditionen des westlichen Münsterlandes auf Brünen Einfluss gehabt.

In der Zeit nach dem 30jährigen Krieg bis zum Beginn der Ausrufung des Königreichs Preußen im Jahre 1701 gab es in unserer Region weiterhin Unruhen und Epidemien. Als der französische König Ludwig XIV. gegen die Niederlande zwischen 1672 und 1688 zwei Feldzüge unternahm, hielten sich seine Truppen bei den Kämpfen um die Stadt Wesel für längere Zeit auch in Brünen auf.

Festung WeselVon dieser Zeit ist eine ‚Musterungsliste’ aus dem Jahre 1678 erhalten geblieben, in der die gemusterten Brüner Männer eingetragen wurden. Dort heißt es: „Anno 1678 den 7.t December hat der Herr Richter Doctor Christian Thening, auß Specialen Churfürstlichen Gnädigen befeleg, von 3.t. etjusdem, alle deß Kirspels Brüenen eingesessene, mit ihrem bey gehabten gewehr auff Kapperts bergs Gemustert und befunden Starck zu sein alß folget.“

Dann folgt eine lange Liste mit allen Namen und Hinweisen zu den Waffen, die im Besitz der Männer waren. Hier wurden natürlich in erster Linie auch die Schützen erfasst, die ein Gewehr besaßen. Das Brüner Gebiet wurde schon damals in

zehn Rotts eingeteilt mit einem Rottführer, eine Tradition, die durch die Brüner Schützenvereine immer noch gepflegt wird.

Trotz der schwierigen Zeiten verzichteten die Menschen nicht auf ihre Traditionen und die damit verbundenen Feste. Ein schriftlicher Hinweis dazu stammt von der klevischen reformierten Synode im Jahre 1686 in Wesel. Dort beschwerte sich der Brüner Pastor Seither über das Schützenfest der Junggesellen. Diese Klage wurde zwecks Erledigung an die kurfürstliche Regierung geleitet mit folgendem Text:

„… gehen noch bey den Vogel- und Scheibenschießen nach den Pfingsttagen große und ärgerliche Exessen mit Sauffen, Schlagen, Tantzen, Spielen und dergleichen etliche Tage nacheinander vor, …“

Dies ist ein Beleg über die Existenz der Junggesellenschützen in Brünen für diese Zeit. Die älteste Nachricht über diese Vereinigung reicht allerdings in das Jahr 1626 zurück, als Heinrich Drost ihr König war. Dies war auf einer Königsplakette festgehalten, die nach Aussage des verstorbenen Brüner Gastwirts Rudolf Majert noch bis zum 2. Weltkrieg zum Königssilber des Vereins gehörte. Wie lange vor dieser Zeit die Junggesellenschützen als separate Schützengesellschaft neben den Männerschützen in Brünen existierten oder vielleicht ursprünglich Teil derselben waren, wird wohl nicht mehr zu klären sein.

Die Zeit der Preußen

Von 1713 bis 1740 regierte Friedrich Wilhelm I. als ‚Soldatenkönig’ das Reich. Seine Werbeoffiziere holten so manchen Bauernsohn in den Militärdienst, wenn dieser sich nicht früh genug ins benachbarte Holland abgesetzt hatte.

Dann kam 1756 der Siebenjährige Krieg und viele BrünerPreußische Soldaten standen in preußischen Heeresdiensten. Durch die Verlagerung der preußischen Truppen an die Weser mussten die Bürgerwachen den Ansturm der Franzosen aufhalten, konnten dem aber nicht standhalten. In der Folgezeit plünderten französische Soldaten und auch die alliierten Preußen und Hannoveraner die umliegenden Dörfer. Erst nach dem Ende des siebenjährigen Krieges 1763, der im ganzen Land gerade unter den wehrfähigen Männern viele Tote und Vermisste gefordert hatte, bekam das Schützenwesen, besonders im Rheinland, mit Unterstützung vieler Landesherren neuen Auftrieb. Das war aber nicht überall so. Was die eine Obrigkeit mit der Empfehlung unterstützte, zumindest jährlich wieder ein Vogelschießen durchzuführen, verbot die andere mit dem Hinweis, dass das Vogelschießen aus

„abergläubischen Wurzeln“ herrühre und deshalb zu unterlassen sei.

In dem einen Landstrich wurde sogar das Scheibenschießen verboten, insbesondere wenn es mit „Gelagen und Einladungen an Frauen“ verbunden war. In dem anderen wurden bestehende Verbote wieder aufgehoben mit dem Hinweis, dem Bürger sei „ein Tag zu seiner Ergötzlichkeit wohl zu gönnen“.

Die Obrigkeiten besannen sich aber wieder der Bedeutung der Schützen für ihre Heimatverteidigung und unterstützten sie zunehmend. So wurden allgemeine Abgaben der Bauernhöfe und Gewerbetreibende teils zu Gunsten der Schützenvereinigungen erhoben. Eine ganze Reihe von Abgabepflichtigen in Brünen mussten Beträge „den Schütten gewinnrührig“ abführen.

In diesem Zusammenhang musste ein Marienthaler Pächter im Jahre 1766 für die Weidenutzung in Brünen ‚2 clevische Dahler’ entrichten. Dieses Geld wurde „ … in festo Jois Baptista im Dorfe Brünen von denen mehrgenannten Interessirten verzehret…“ , das heißt übersetzt auf dem Schützenfest am 24. Juni, dem Johannistag, vertrunken. Oder ein Jahr später wurde ein Pächter wegen einer Ordnungswidrigkeit bestraft in dem er „… jährlich nicht nur 2 Reichstaler an die Brünensche gemeine bezahlen, welche der zeitliche Holzrichter Amts Brünen eincassirte, ingleichen eine halbe Tonne Bier auf Sanct Joh: Tag zum Besten geben müsste…“

Eh Alder wenn du hier druckst nein dann nix gut, drucken ja dann alles krass